Meilensteine des Schweizer Geflügelproduzentenverbandes SGP
seit seiner Gründung vor 25 Jahren
Corinne Gygax, Geschäftsstelle
(Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit)
Im Dezember 1999 wurde der Produzentenverband der Schweizer Geflügelproduzenten (SGP) gegründet. Es folgte ein Jahr des Zusammenraufens: Anfangs taten sich die Vorstandsmitglieder der einzelnen Organisationen schwer damit, ihre unterschiedlichen Vorstellungen auf einen Nenner zu bringen. Zum Glück wichen diese Startschwierigkeiten sehr schnell dem gemeinsamen Ziel, nämlich die Schweizer Geflügelproduktion zusammen vorwärts zu bringen. Nach dem Rücktritt des ersten Präsidenten Ruedi Wirth wurde Peter Röthlisberger 2001 als neuer Präsident gewählt. Er führte den Verband fortan mit viel Tatkraft und klaren Visionen. Es war ihm wichtig, den Zusammenhalt der Geflügelbranche zu fördern und der Geflügelbranche in der Landwirtschaft sowie bei Ämtern und Behörden Gehör zu verschaffen.
Ab 2004 hatte der SGP mit Claus Ullmann einen Vertreter im Verwaltungsrat von Proviande. Im ersten Quartal 2005 fand dann die erste Versteigerung von Geflügelfleisch statt.
2002 waren die Geflügelproduzenten während dreier Tage an der Expo’02 in Murten vor Ort.
2006 wurde der SGP in der ersten Vogelgrippe-Welle auf eine harte Probe gestellt. Produktion, Integratoren und auch die Behörden mussten schnell und effizient zusammenarbeiten, um so das Marktvolumen und das Vertrauen der Konsumenten zurückgewinnen. Bereits 2007 konnten die Ställe wieder voll ausgelastet werden. Mit der «Vogelgrippekrise» wurde der SGP jedoch auch erstmals richtig wahrgenommen. Die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Organisationen, den Behörden und den Medien wurde gestärkt. Die Präsenz sowie die Verantwortung und das Mitspracherecht wurden grösser.
Proviande organisierte ab 2007 neun Mal das «Wintergrillfest», an dem Fleisch grilliert und an Passanten abgegeben wurde. Die verschiedenen Verbände in der Fleischproduktion beteiligten sich zusammen an diesem Event, der hauptsächlich in Bern und später auch in weiteren Schweizer Städten durchgeführt wurde.
Seit 2007 ist der SGP mit einem Gemeinschaftsstand zusammen mit dem Aviforum, GalloSuisse und GalloCircle an der nationalen Tierhaltungsmesse Suisse Tier in Luzern vertreten, die alle zwei Jahre stattfindet.
Im August 2008 wurde die CH-IGG gegründet, die Schweizer Interessengemeinschaft Geflügelfleisch. Sie hat zum Ziel, das Produzenten (vertreten durch den SGP) und die Verarbeiter gemeinsame Themen besprechen, die für eine erfolgreiche Zukunft der Branche von Bedeutung sind. Die Stärken der Schweizer Geflügelproduktion und -verarbeitung in den Bereichen Tierwohl, Umwelt- und Ressourcenschutz stehen dabei im Fokus.
2010 nahm der SGP die Gelegenheit wahr, aktiv die Rahmenbedingungen für den Freihandel mit der EU mitzugestalten.
Ab 2010 galten die neuen Normen für den Nährstoffanfall im Hofdünger. Als Basis wurden die Zahlen gemäss GRUDAF 2009 herangezogen, die einen höheren Nährstoffanfall gegenüber GRUDAF 2001 ergaben. Erhebungen auf 150 Geflügelmastbetrieben zeigten jedoch, dass über die Poulets mehr Phosphor exportiert wird als angenommen. In den Folgejahren wurden mit der Einführung von NPr-Futter die Tiefstwerte in der Import-Export-Bilanz mehrmals nach unten korrigiert.
2011 beschäftigte sich der SGP erstmals mit Themen wie Abluftreinigungsanlagen, Revision Raumplanungsgesetz, Förderung der Inlandproduktion von Futtergetreide und -proteinen sowie die die Wiedereinführung tierischer Eiweisse in der Nutztierfütterung.
2012 waren die Antibiotikaresistenzen ein grosses Thema in den Medien, welche die Hauptschuldigen teilweise in der Nutztierhaltung und insbesondere der Geflügelhaltung sahen. Der SGP nahm das Problem ernst, pochte aber auf Klarstellungen sowie darauf, dass alle Beteiligten ihren Beitrag zur Verbesserung der Situation leisten müssen. 2013 wurde Dr. Roger Stefan (Uni Zürich) damit beauftragt, Fakten zu Antibiotikaresistenzen in der Pouletmast aufzuzeigen und Behauptungen zu korrigieren. Ab 2018 wurde vom BLV die Antibiotikadatenbank eingeführt. Das Projekt Smart Animal Health entstand ebenfalls aus der Antibiotikaproblematik heraus.
2012 wurde die Vereinigung Schweizer Geflügelmäster (VSGM) formell aufgelöst. 45 ehemalige VSGM-Mitglieder, die alle für die Etablissements Fournier in Perly und die VFM Lehnherr in Marin produzierten, traten neu als AEVI dem SGP bei. Die Favorit-Mitglieder wurden von der Micarna übernommen und wurden so Mitglieder des MGP.
Im Rahmen der Anhörung zur Agrarpolitik 2014-2017 sprach sich der SGP klar gegen eine Vereinheitlichung der Höchstbestände auf 27’000 Poulets aus, wie dies vom BLW vorgeschlagen wurde. Der Unterschied der bäuerlichen Familienbetriebe in der Schweiz zu den grossen Betrieben im europäischen Ausland sollte als wichtiges Verkaufsargument beibehalten werden.
2015 trat Peter Röthlisberger aufgrund der Amtszeitbeschränkung als Präsident zurück. Die Delegierten wählten Robert Raval zum neuen Präsidenten.
Die Geflügelproduzenten sind seit 2016 gemäss Tierseuchengesetzgebung verpflichtet, die Kükeneinstallungen zu melden. Der SGP und die CH-IGG haben zusammen mit der TVD eine Lösung erarbeitet.
2016 startete das BLV zusammen mit Partnern aus der Fleischbranche (inkl. SGP) und dem Detailhandel die Informationskampagne: «Richtig zubereiten – sicher geniessen». Ziel der Kampagne war und ist es, die Bevölkerung auf die vier Grundregeln der Küchenhygiene aufmerksam zu machen.
Beim Agrarpaket 2017 war unser Kernanliegen die Änderung der BTS- und RAUS-Bestimmungen sowie die Förderung des einheimischen Futtergetreideanbaus. Die Grösse der offenen Seitenfläche des Aussenklimabereichs war ebenfalls Thema dieser Vernehmlassung.
2018 wurden die Statuten des SGP knapp 20 Jahre nach der Gründung zum ersten Mal angepasst. Es wurden Grundlagen dafür geschaffen, dass die Informationen aus der Arbeit des Vorstandes in die verschiedenen Mastorganisationen einfliessen und umgekehrt auch deren Anliegen auf direktem Weg in den SGP-Vorstand kommen.
Seit 2018/19 werden die neuen GRUD-Normen im Vollzug eingesetzt. Gegenüber den alten Faktoren ergab sich beim Mastpoulet dank einer besseren Futterverwertung ein um 20% reduzierter Stickstoffanfall. Diese besseren Werte wurden ab Januar 2019 ins Agrammon-System übernommen. Letzteres berücksichtig leider noch keine vom Bund anerkannte Ammoniakmessungen in Schweizer Geflügelställen.
Nach dem Tod von Robert Raval im Oktober 2019 übernahm Adrian Waldvogel das Präsidium ad-interim. Er wurde an der ersten physischen Delegiertenversammlung nach Beginn der Corona-Massnahmen offiziell als Präsident bestätigt.
Während der Coronazeit im Jahr 2019 war die Situation beim Geflügelfleisch erfreulich. Das Schweizer Geflügelfleisch war im Detailhandel gefragter denn je. Die Produzenten durften dank einem zusammen mit dem BLV verfassten Merkblatt die Tiere weiterhin mit externen Hilfskräften verladen.
2021 bis 2023 wurde vom BLV das Schwerpunktprogramm Tierschutzkontrollen beim Geflügel durchgeführt. Die Geflügelproduzenten hatten die Chance, die hohen hiesigen Tierwohlstandards auch anlässlich von Kontrollen unter Beweis zu stellen.
2020 wurde die Organisation Nutztiergesundheit Schweiz (NTGS) gegründet und die Plattform Geflügel ins Leben gerufen.
2021 nahm das Parlament die Parlamentarische Initiative zum Trinkwasserschutz an. Die Stickstoff- und Phosphorverluste müssen bis ins Jahr 2030 massgeblich reduziert werden. Sofort erarbeiteten der SGP ein Argumentarium zuhanden des SBV und der WAK-S. Ende 2023 hat der SGP eine Zielvereinbarung mit dem BLW unterzeichnet. Wir sind nun gefordert, den Effizienzfortschritt in der Geflügelmast, den wir seit Längerem dank Drei-Phasen-Fütterung und nährstoffreduziertem Futter (NPr-Futter) erreichen, anerkennen zu lassen.
2021 kam die Trinkwasserinitiative zur Abstimmung. Der SGP beteiligte sich aktiv am Wahlkampf. Das enorme Engagement der Landwirtschaft trug dazu bei, dass die Initiative mit 60 % Neinstimmen abgelehnt wurde.
2022 kam die Massentierhaltungsinitiative zur Abstimmung. Auch diese Initiative forderte die Nutztierorganisationen nochmals enorm. Und auch hier gelang es, die Stimmbürger für ein Nein an der Urne zu mobilisieren.
Wie die Vogelgrippefälle im Winter 2022/23 zeigten, hatte sich die Ausbreitungsdynamik des Virus verändert. Erstmals waren auch im Sommer einheimische Wildvögel, hauptsächlich Möwen, betroffen. Dank strikten Hygienemassnahmen konnten unsere Nutzgeflügelbestände weitgehend vor diesem Virus geschützt werden.
2024 feiert der SGP sein 25-jähriges, erfolgreiches Bestehen. Die gute Zusammenarbeit mit allen Beteiligten der Wertschöpfungskette Geflügel und die in 25 Jahren aufgebauten Kontakte zu Behörden und anderen Verbänden wird den Geflügelproduzenten in Zukunft, ihre Anliegen und Interessen zu vertreten. Auch in Zukunft wird es nicht an Themen mangeln, die uns beschäftigen werden.